Der Monmouthshire & Brecon Kanal

monbrecDer 55 km lange Monmouthshire & Brecon Kanal, oder auch Mon & Brec, verläuft isoliert vom übrigen Kanal- und Flusssystem am Rand des Brecon Beacons National Parks in Wales. Er folgt über weite Strecken dem Tal des Usk, allerdings oft nicht in der Talsohle, sondern vielmehr in den Hang eingegraben, sodass man den unterhalb legenden Häusern vom Boot aus in den Kamin schauen kann. Mit nur 6 Schleusen, einer einzelnen am nördlichen Ende kurz vor Brecon und einer Folge von 5 im ersten Drittel ist es heute ein idealer Kanal für erholsame Ferien.

Dabei war es hier früher alles andere als idyllisch. Erbaut zu Anfang des 19. Jahrhunderts, diente der Mon & Brec zusammen mit anderen, inzwischen aufgegebenen Kanälen dem Transport von Eisenerz, Kohle und Kalk für die Eisenidustrie. Ein Netzwerk von Schienen erstreckte sich in die Hügel westlich des Kanals. Noch heute sind zahlreiche steile Rampen, auf denen die Gleise für Loren zum Kanal hinunter führten, deutlich sichtbar. Am Kamm der Hügel sieht man noch allenthalben Spuren des Tagebaus und der Abraumhalden, wärend im Tal Ruinen von Eisenhütten und Kalkbrennöfen entdeckt werden können. So z.B. die wieder freigelegten Reste der Clydach Ironworks bei Gilwern. In seiner Blütezeit, um 1820, wurden auf dem Kanal über  30 000 Tonnen Kohle, mehr als 30 000 Tonnen Eisenerz und ca. 12 000 Tonnen Kalk befördert. Es fällt schwer, sich heute vorzustellen, welche Betriebsamkeit, mit hunderten von Arbeitern, quietschenden Loren und dem Russ und Qualm der zahlreichen Feuern, damals geherrscht haben muß. Es war sicher alles andere als die gute alte Zeit.

Heute ist das, wie gesagt, Vergangenheit. Als die leicht abzubauenden Vorräte zur Neige gingen und billiges Eisenerz importiert wurde, verlagerte sich das Zentrum der Eisenindustrie und die Kanäle wurden nur noch für lokalen Frachtverkehr benutzt. Um 1930 kam dieser dann auch noch zum Erliegen; Anfang der 60er wurde der Kanal geschlossen. Das wäre eigentlich das Ende gewesen. Zum Glück wuchs aber damals das Interesse, das industrielle Erbe zu erhalten und Kanäle für die Freizeit zu nutzen. Daher wurde der Kanal gründlich restauriert, seit 1970 steht er wieder für die Bootsfahrt zur Verfügung.

Grösster Ort am Kanal ist Abergavenny, ein sympathischer Marktflecken (Marktag Dienstag), zu Fuß etwa 2 Km vom Kanal. Auch Brecon, mit dem neuen Theater direkt am Kanal, der dort in einem Hafenbecken endet (oder anfängt, je nachdem) ist einen Besuch wert. Ebenfalls in der Nähe ist das Brynich Aquadukt, eine vierbogige Steinbrücke für den Kanal über den Usk. Eine halbe Stunde Fahrt entfernt befindet sich Cambrian Cruisers, mit denen wir gefahren sind. Wir waren sehr zufrieden, das Boot war sehr gut ausgerüstet und gewartet.

Es gibt einen sehr guten Führer von John Norris für diesen Kanal, (ISBN O 9517991 1 8), der sehr detailliert auf den Kanal und die Sehenswürdigkeiten eingeht. Wir haben etwa jeden zweiten Tag eine längere Wanderung im Brecon Beacons National Park unternommen. Die Landschaft ist wirklich sehr beeindruckend. Auch hier ist der Führer nützlich; er enthält 4 Vorschläge für 2 bis 3 stündige Wanderungen. Wirklich beeindruckt hat uns aber, dass wir selbst den Eisvogel fast immer an den auf der Karte angegebenen Stellen gesehen haben.

Es bietet sich an, eine Fahrt auf dem Mon & Brec mit Urlaub in Wales zu verbinden. Ein besonderer Tip für den Büchernarr: ca. 40 Kilometer nordöstlich von Brecon entfernt befindet sich das kleine Städtchen Hay-on-Wye. Hier befinden sich eine Vielzahl von Antiquariaten, teils spezialisiert, teils mit allgemeinem Bestand. Das grösste und auch erste der vielen hat Richard Booth vor Jahren gegründet.

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